Über Cashmere

Wo kommt Cashmere eigentlich her?

Schon im römischen Reich war Cashmere bekannt. Händler brachten vor allem die berühmten, aus feinstem Cashmere gewobenen Imperatoren Schals, die „Pashminas“ von Srinagar und Kashmir über die Seidenstrasse nach Europa.

Die kostbare Faser wird auch heute noch von Nomaden in den Hochebenen der inneren Mongolei aus dem Unterhaar der Cashmere Ziegen gewonnen.

Nur auf diesen kargen, sturmgepeitschten Hochebenen mit Temperaturen bis zu minus 40 Grad im Winter bilden die Cashmere Ziegen das extrem weiche und feine Unterhaar, das sogenannte „Tiflit“. Kein anderes Material ist so zart und weich, so wärmend und leicht wie Cashmere.

Wieso ist Cashmere so wertvoll?

Im Frühjahr kämmen die Nomaden die Tiere und das gewonnene Vlies wird in den regionalen Zentren gesammelt und gelangt über die Handelszentren von Ulan Bator auf dem langen Weg in die schottischen und italienischen Spinnereien.

Das kostbare Vlies wird den Ziegen vor und nach dem sommerlichen Hochgebirgsaufenthalt mit einem groben Kamm ausgekämmt. Die Kaschmirziege produziert nur sehr wenig Flaumhaar: pro Jahr sind dies gerade einmal 150 – 200 Gramm. Zur Herstellung eines klassischen Pullovers wird die Produktion von 4 bis 6 Tieren benötigt. Für eine mehrfädige Strickjacke sogar die Produktion von circa 20 Tieren!

Woran erkennt man einen guten Cashmere Pulli?

Heute gibt es Cashmere Artikel zu verschiedenen Qualitäten und Preisen. Seien Sie vorsichtig: Nicht überall wo Cashmere draufsteht ist Cashmere drin! Es werden jedes Jahr mehr Cashmere Artikel verkauft, als es tatsächlich Rohmaterial gibt… Ich werde oft gefragt woran man einen guten Cashmere Pulli erkennt. Es ist wie überall: Qualität hat Ihren Preis. Wenn sie glauben mit einem günstigen Cashmere ein Schnäppchen gemacht zu haben, dann ist dies nur von kurzer Dauer.

Die Qualität eines Cashmere Artikels hängt von verschiedenen Faktoren ab: zuallerst von der Qualität des Rohmaterials. Hier gibt es Riesenunterschiede. Je länger und feiner die Faser ist, um so dünner und wertvoller ist der daraus gesponnene Faden. Die übliche Kaschmir – Faserlänge misst 15 bis 75 mm und ihre Reissfestigkeit beträgt 2.5 Gramm.

Bei der aus China und der Mongolei gelieferten besten Rohware beträgt die Faserlänge 35 bis 50 mm. Dies ist die richtige Faserlänge für die Herstellung hochwertigen Kaschmirgarns.

Ein weiteres, wesentliches Kriterium ist das Querschnittmass der Kaschmirfaser, des feinen Unterhaares der Kaschmirziegen. Gemessen wird es in Mikrometern. Die aus dem Iran stammenden Fasern haben einen Querschnitt von 17,5 bis 19 um. Die aus Afghanistan stammenden Fasern haben eine Querschnitt von 16,5 bis 18 um, bei Fasern aus Australien und Neuseeland, Ländern die seit einigen Jahren bemüht sind durch die Zucht eigener Ziegenrassen Bedeutung als Lieferanten zu gewinnen, beträgt er 16 bis 19 um.

Zur Herstellung der höchsten Qualitätsstufe «cashmere two ply 28000» werden nur Fasern mit einem Querschnitt von 14, höchstens 16.5 um verwendet werden. Rohware dieser Feinheit kommt nur aus China oder der Mongolei.

Perfekte Technik, wenig Grannen der Anteil so genannter Grannenhaare in der gereinigten Rohware ist ein anderes, qualitätsbestimmendes Kriterium. Grannenhaare, auch Stichel- oder Konturhaare genannt, sind die zu den Deckhaaren zählenden, über die feinen Flaumhaare («duvet») hinausragenden, unterhalb ihrer Spitze dickeren Haare des Vlieses der Kaschmirziege.

Diese Grannenhaare sind nicht völlig zu entfernen. Ihr Vorhandensein in der Rohware kann von 0,1 bis 2%, je nach Verwendung, variieren. Für das wertvolle Garn «cashmere two ply 28000» werden höchstens 0.5% akzeptiert – hierhin beweist sich die Spitzenqualität. Das Entgrannen, also das mechanische Verfahren der Trennung der feinen Fasern von den Grannenhaaren, ist ein wohlbehütetes Geheimnis der Kaschmirgarn-Hersteller.

Obwohl man zur Aussonderung der Faser seit dem Anfang des letzten Jahrhunderts auf die Hilfe von Apparaten zurückgreift, ist bis heute kein Industriebetrieb bekannt, der in der Lage gewesen wäre, den Herstellern von Kaschmirgarn eine moderne, allgemein akzeptierte Anlage für das Entgrannen vorzustellen.

Das ist einer der Gründe dafür, dass nur wenige Spezialisten auf der Welt die diffizile Arbeit der Aussonderung von Grannenhaaren aus der Kaschmir – Rohware perfekt beherrschen. Die besten Garnproduzenten haben sich deshalb geeignete Maschinen für den eigenen Gebrauch ersonnen, die jedoch «top secret» sind.

Damit nicht genug. Auch die natürlichen Farben der Kaschmirziegen und damit die ihres Flaumhaares beeinträchtigen Qualität und Preis. Das naturweisse und helle «duvet» ist ungleich teuerer als das dunkle, braune oder mischfarbene.

Nur die hellen Kaschmirfasern können zu Naturfarbenen und weissen, bzw. klaren intensiven Farben wie Gelb oder Rot colorierten Kaschmirgarnen verarbeitet werden.

Sie haben die drei wesentlichen Qualitätsmerkmale des «duvet» kennen gelernt. Die möglichst grosse Faserlänge, den möglichst kleinen Faserquerschnitt und die möglichst hohe Reinheit mit geringsten Anteilen von Grannenhaaren. Ausserdem ist Kaschmire-Rohware nur dann Spitzen – Qualität, wenn sie nicht chemisch gebleicht wurde.

Das sind allesamt Kriterien, welche die Qualität des Rohstoffes bestimmen. Sie zu kennen und zu erkennen, das ist Experten-Leistung. Das Spezialistentum der Hersteller und Verarbeiter von Kaschmirgarn beweist sich in noch höherem Masse in ihrer Fähigkeit, aus diesem sorgfältig ausgewählten Rohmaterial ein Garn mit so hoher Feinheit zu fertigen, dass das Endprodukt, die Strickware, sich durch die einzigartigen Eigenschaften auszeichnet, die ihm nur ein zarter Faden aus reinem Kaschmir verleihen kann.

Kein anderes Material ist so weich, so fein, so wärmend und dabei so leicht zu pflegen wie Kaschmir.